Am 02. Oktober fiel um 11:30 Uhr der Startschuss für den Köln Marathon. Während die Halbmarathonläufer um 8:30 Uhr noch die morgendliche Frische genießen durften, herrschten bei unserem Start bereits hochsommerliche Temperaturen von ca. 25°C. Mein Blutzucker stieg zum Start auf Werte von 270 mg/dl an und lag deshalb etwas höher als eigentlich von mir gewünscht. Auf eine Korrektur verzichtete ich aber, da ein Absinken des BZ während des Laufes zu erwarten war.
Nach dem Start lies ich es auf den ersten Kilometer ruhig angehen und wartete darauf, dass sich das Feld auf dem Weg über die Deutzer Brücke sortiert. Danach begann ich mein angestrebtes Tempo von 4:15 min/km zu laufen. Nach rund 6 km kontrollierte ich meinen BZ nochmals, der jetzt stabil bei 270 mg/dl lag. Bereits ab dem zehnten km merkte ich, dass es mir heute sehr schwer fallen würde, die drei Stunden-Marke zu knacken. Aber ich hielt erstmal das Tempo und wartete ab. Bei der 12 km Markierung kontrollierte ich nochmals den BZ, der nun auf 240 mg/dl gesunken war. Nun nahm ich auch mein erstes Gel mit 29g KH zu mir. Bis zu Kilometer 18 sank der BZ weiter ab auf 209 mg/dl. Die Halbmarathonmarke erreichte ich mit knapp über 1:30 h, allerdings fühlte es sich dieses Mal viel härter an als noch bei dem Halbmarathon vor zwei Wochen in Ulm. Also nahm ich minimal das Tempo raus und rechnete mit einer harten zweiten Marathonhälfte. Kurz vor der Verpflegungsstation an km 25 nahm ich das nächste Gel. Mein BZ war bei der Kontrolle am Stand des Kölner Diabetes Programm inzwischen auf 135 mg/dl abgesunken, also nahm ich gleich noch ein Gel zu mir. Leider sank der BZ weiter ab und lag 20 min später bereits bei 105 mg/dl. Nun passierte mir auch noch ein Missgeschick: Beim Absenken der Basalrate meiner Insulinpumpe auf 10% verlor ich meine zwei Notgels aus der Tasche. So hatte ich jetzt für die letzten 13 km nur noch ein Gel zur Hand bei sinkender Blutzuckertendenz. Gleichzeitig brach auch mein Tempo ab km 28 völlig ein. Es sank die weiteren Kilometer bis ins Ziel langsam bis auf 6:30 min/km ab und ich musste auch mehrere Gehpausen einlegen. Bei der nächsten Verpflegungs-stelle nahm ich eine Cola und Essen mit Kohlenhydraten zu mir, um meinen Blutzucker wieder nach oben zu bringen. Außerdem kaufte ich mir an einem Kiosk am Streckenrand ein Snickers, das ich gleich aß.
Irgendwie habe ich dabei nicht die langsame Wirkdauer dieses Schokoriegels bedacht, was sich nach dem Marathon noch rächen sollte. Dass eine Kohlenhydrataufnahme nötig war, zeigte der nächste Blutzuckerwert von 75 mg/dl bei km 32. Also nahm ich nun an jeder weiteren Versorgungsstation weitere Kohlenhydrate in Form eines Isogetränkes und Cola zu mir. Außerdem überholte mich nun Andreas, der mir freundlicherweise ein Gel überlies. So konnte ich nun auch mein letztes Gel verdrücken und hatte wieder eine Notration in der Tasche. Bei den zwei weiteren Messungen während des Marathons lag der Blutzucker bei 103 mg/dl und 112 mg/dl. Als ich mich nach 3:25:55 h ins Ziel quälte war ich sehr froh, endlich angekommen zu sein. Im Ziel lag mein BZ bei 168 mg/dl. Da ich an den Verpflegungsstellen an den letzten Kilometern so viel gegessen hatte, kriegte ich im Ziel nichts herunter und trank nur etwas Wasser. Deswegen gab ich auch nicht, wie sonst üblich nach dem Sport, einen Bolus ab, um den BZ-Anstieg nach dem Training/Wettkampf abzufangen. Zusammen mit den vielen aufgenommen Kohlenhydraten auf den letzten Kilometern und der noch laufenden Fettverbrennung produzierte ich so eine richtige Hyperglykämie. Da ich leider auch nicht engmaschig nach dem Marathon kontrollierte, fühlte ich den hohen Blutzucker erst auf dem Weg ins Hotel. Die Messung ergab einen Wert von über 400 mg/dl. Also legte ich mich erstmal ins Bett, gab einen großzügigen Bolus ab und trank viel Wasser. Insgesamt benötigte ich zwei Stunden, um den BZ wieder in normale Bereiche zu drücken.
Das Fazit das ich aus meinem ersten Lauf-Marathon ziehe ist, dass es etwas ganz anderes ist, diese Distanz in einem Triathlon in einem gemäßigtem Tempo zu laufen, als einen Marathon in einem richtig schnellem Tempo. Mir haben eindeutig viele lange Trainingsläufe und Tempoläufe in der Vorbereitung gefehlt. Außerdem ist ein Halb-marathon zwei Wochen vor einem Marathon für mich auch nicht unbedingt die beste Vorbereitung, ich benötige da scheinbar mehr Erholung. Auch konnte ich wieder einiges über die BZ-Einstellung bei langen Ausdauerbelastungen lernen. Zum Schluss möchte ich noch der IDAA und Michael Rosenbaum für das Engagement danken.
Erst mal herzlichen Glückwunsch! Super Leistung, da kann ich mit meinen 4:28h in Bremen (http://www.diabetes-leben.com/2011/10/makkaroni-marathoni-mission-marathon.html) nicht mitreden ( na ja es war auch mein erster ganzer ;)), zu mal du noch so ganz nebenbei nen Snickers gekauft hast ;). Ich habe sehr häufig Probleme mit einer Keto nach dem Lauf, leider. Das liegt wohl daran, dass meine Angst zu groß ist in eine Unterzuckerung zu rutschen, deswegen senke ich oft die Basalrate zu stark ab. Beherzige seit kurzem aber auch Andreas Tipps mit extremer Absenkung der TBR auf 10%, um dann wieder auf 50%-100% zu gehen. Das klappt schon viel besser. Am Sonntag habe ich an einem 10-Kilometer-Lauf teilgenommen und bin mit einem Wert von 230 mg/dl (konstant) gelaufen. Da merke ich dann auch, dass die Muskeln zumachen und ich keine volle Leistung erbringen kann. Kennst du das auch? Lieben Gruß Steffi
Hallo Steffi,
meistens komme ich nach dem Sport nicht in eine Keto. Diesmal habe ich aber nicht mitgedacht. Unterzuckerungen kommen nach solchen Belastungen eher in der Nacht bei mir vor. Ist aber mit der Pumpe auch erheblich besser. Ich reduziere die Basalrate in der Nacht dann meist um 20%. Dass hohe Blutzuckerwerte einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben merke ich schon auch. Aber eher erst wenn die Werte längere Zeit über 250-270 mg/dl liegen.
Gruß,
Philipp